Dienstag, 18. November 2014

Tsunami!

Schon seit Tagen hämmern Bässe in meinen Ohren, ich gehe mit federnden Schritten und nicke im Takt. Es ist dieses eine Lied, auf das ich auf jeder Party hoffe, das alle im Raum zu Marionetten werden lässt, deren Spieler Ekstasy genommen hat.

Es baut sich langsam auf, man erwartet die Welle nicht und dann trifft sie einen – „Tsunami!“ (im Video 1:16)


Ich liebe den Song, den ein junger holländischer DJ geschaffen hat. Trotzdem kann ich nicht anders, als ein wenig zusammenzuzucken, wenn ich länger über den Titel nachdenke.

Tsunami, japanisch für Hafenwelle, Riesenwelle, ein Wort, das vor Jahren noch zu betroffenen Blicken geführt hat und heute schon wieder Teil des gebräuchlichen Wortschatzes ist.

2004 war es, das weiß ich genau, weil das Unglück in einem meiner Romane eine Rolle spielt. Ich kann nicht anders, als mir die Frage zu stellen: Ab wann ist es okay, das zu erwähnen, dazu zu feiern, ohne die Opfer der Welle zu würdigen?

Wie lange führt es zur Empörung, einen Song mit selbigem Titel zu veröffentlichen? Christina Stürmers „Die perfekte Welle“ durfte zu jener Zeit nicht mehr gespielt werden – zu Recht.

Ich finde, man kann sich nicht ewig an einem Begriff aufhängen, genau, wie ich es albern finde, noch immer beim Anblick einer deutschen Flagge zusammenzuzucken. Natürlich haben sich in der Vergangenheit schreckliche Dinge ereignet, aber dauernd betreten die Köpfe zu senken, macht nichts ungeschehen.

Ereignisse wie die Welle sollte man andererseits auch nicht vergessen, wie es etwa mit dem Erdbeben von Haiti geschehen ist. Kaum war die Nachricht draußen, sah man überall Spendenaufrufe, es war hip, zu posten, dass man für das unbekannte Land auf einer Karibikinsel spendet. Und jetzt? Amerikanische Hilfsorganisationen haben Abwasser in Haitianische Flüsse gelenkt und eine Cholera-Epidemie ausglöst. Vom Erdbeben spricht keiner mehr.

Die Beats des Songs „Tsunami“ gehen unter die Haut, und das ganz unabhängig von seinem Namen.

Wie denkt ihr darüber?

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