Sonntag, 24. Mai 2015

Nothing Gold Can Stay




Was ist, wenn der richtige Weg vor unseren Augen verblasst? Wenn jede Erkenntnis seiner Natur plötzlich verschwindet?

Ich wünschte, wir könnten uns die Zuversicht, die an manchen Tagen so stark brennt, einfach behalten, sie konservieren, in einem kristallenen Glas, gefüllt mit purem Gold. 

Wieso erscheinen manche Tage so leicht, als wären wir auf der Siegerseite des Lebens und das für immer, ohne jeden Zweifel? Alles funktioniert dann und wir strahlen, noch immer aufgetankt von der letzten Begegnung, ein Lächeln bedingt das nächste. Es ist eine goldene Kettenreaktion. 


Aber dann ändert sich das Wetter. 

Und das Glas kippt; wir drohen die wertvolle Flüssigkeit zu verschütten, die wir doch über lange Zeit angesammelt haben. Am Schlimmsten ist es, wenn wir uns vorwerfen, sie nicht bewahrt zu haben. Nicht auf das kostbare Glas achtgegeben zu haben. Es steht im Regal, abgedeckt mit einer Postkarte, aber dann kommt ein Windstoß und es neigt sich, wir sind nicht rechtzeitig da, um die Hand danach auszustrecken. 

Ungetrübte Stimmungen neigen dazu, zu verdampfen, und selbst wenn wir das Glas jeden Tag im Auge behalten, dafür sorgen, dass es nicht kippt, dass niemand es berührt, verschwindet die Flüssigkeit nach und nach. 

Es kann sein, dass es zerbricht. Einfach so, plötzlich. Dieser Behälter, der ein Erste-Hilfe-Kasten sein sollte in schwierigen Situationen. Gefüllt mit Gesprächen, mit Freunden, mit Liedern, mit perlend weißen Momenten, die niemals an Schönheit verlieren. 

Aber dann ist es fort. 

Und wir winden uns am Boden, achten nicht darauf, ob wir sich an den Scherben schneiden oder nicht. Glauben, dass jeder glücklichen Zukunft die Grundlage entzogen wurde. Weil wir zu schwach sind, die Windböen auszuhalten. Wir machen uns Vorwürfe und hören die Stimmen, die immer wieder sagen: Es ist eure Schuld, ihr habt einfach nicht am Gold festgehalten, es ist eure eigene Schuld. 

Bis wir erkennen, dass das Glas nicht der Mittelpunkt ist.
Dass es in einem Regal aus massivem Holz steht, das jedem Windstoß und jeder Erschütterung trotzt. Dass seine Bretter nur darauf warten, von neuen Gläsern bestellt zu werden, von filigranen Tassen und schweren Bechern. 

Wir sind gar nicht der Inhalt des Regals, sondern das Gerüst. Und das lässt sich nicht zerbrechen. Niemals.

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