Ich habe eine neue Freikarten-Story für euch! Dieses Mal will ich ins Theater, ins Deutsche Schauspielhaus, will mich mit Freunden treffen, die mich spontan gefragt haben. 20 Uhr, hmm. So weit, wie mein Weg ist, werde ich es nicht rechtzeitig schaffen. Na gut.
Am Hauptbahnhof Süd verliere ich kostbare Zeit damit, mich
mithilfe meines Smartphone-GPS zu orientieren. Dann bin ich da.
Das Deutsche Schauspielhaus, eindrucksvoller Bau, eine
mürrische Frau am Tresen. Auf meinem Handy blinkt eine Nachricht: Sie machen
keinen Späteinlass. Ich rüttele an der Tür, lehne mich dagegen, doch keine
Chance, die nette Frau lässt mich nicht herein.
Randalieren, Feuer legen, schreien oder sie einfach
eintreten? Ich weiß es nicht.
Ich brauche einen Plan B. Nur fünf Euro sind in meinem
Geldbeutel, alle Vorstellungen der Freikartenhäuser vorbei. Da bleibt nur… das
3001, direkt an der Sternschanze.
Vor dem 3001, einem Kino, das Originalfilme zeigt, sitzen
junge und alte Menschen unter einem großen Sonnensegel und rauchen, trinken
Bier, unterhalten sich. Ich betrete das Foyer des Kinos, von dessen Decke rote
und weiße Lichtkugeln baumeln, und bin sehr neugierig. An der These klebt ein
Schild: Bitte keine Ausweise. Ermäßigungen nach eigenem Ermessen. Das ist genau
das, was ich gerade brauche.
Also zahle ich den niedrigeren Preis, sehe die Verkäuferin
entschuldigend an, doch die lächelt nur breit und schüttelt den Kopf. „Alles
gut!“
Während ich im Saal sitze und Nick Caves Stimme lausche,
lasse ich mich von seiner Geschichte entführen. Die Filmwand scheint zu
vibrieren, eine spürbare Energie geht von den bunten Bildern aus, die seinen
Tagesablauf zeigen, seine Vergangenheit und die Menschen, die in seinen
Erinnerungen leben.
Als er seine Lieder spielt, wie in Trance, in einem kleinen
Studio, in einer riesigen Oper, weiß ich, dass ich hier bin, hier an der
Traumschanze.
Er redet von dem Moment, in dem er ein Monster weckt. Dem
Moment, in dem Wirklichkeit und Fantasie sich überlappen, in dem sie als Text
die Welt der Gedanken verlassen. Als vage Schemen geboren nehmen sie Gestalt
an, herausgearbeitet durch Menschen, die daran feilen, ihnen Wahrheit
entlocken.
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