Hier neun Tage nach dessen Ende mein Bericht über ein grandioses Festival:
Ein plötzliches Geräusch. Als
würde man etwas stanzen. Es lässt sich nicht ausblenden, so laut ist es und dringt
in den Kinosaal ein. Dann die Formen. Ein schwarzer Klumpen Materie erscheint
auf der weißen Leinwand, verzweigt sich. Langsam bilden sich fingerartige
Fortsätze heraus. Sind es Gliedmaßen? Die Gestalten bewegen sich und wandeln
über die Leinwand, sich aufbäumend, in sich zusammensinkend.
Dann ist es vorbei und es bleibt
ein surrender Ton, wie der eines alten Kinoprojektors. Gepiepe. Und ich weiß wo ich bin:
Auf dem 31. Internationalen
Kurzfilmfestival Hamburg. Der Trailer läuft vor jeder Veranstaltung und ist
niemals gleich: Jedes Mal steht ein Mitarbeiter vor dem Projektor und erschafft
mit seinen Händen seine eigenen wundersamen Gebilde – Die Schattenspiele passen
gut zur Kreativität und Offenheit des Festivals.
Fünf Tage lang flimmern
internationale und deutsche Kurzfilme über die Leinwände sechs verschiedener
Hamburger Kinos. Es ist alles dabei – experimentelle Abhandlungen über
Architektur, in der surreal anmutende Wesen Bauarbeitern befehlen und
Lavaströme durch Einkaufszentren fließen (Architektura
von Ulu Braun). Eine Montage von
Bildern, in denen die Geschichte eines Großvaters erzählt wird, der nicht ganz
menschlich zu sein scheint - auf den Aufnahmen
sieht man einen Braunbär (Bär von Pascal Flörks). Fünfundzwanzig Minuten in
Schwarz-Weiß, in denen ein frisch verlassener Mann unter anderem versucht, eine
Yucca-Palme zu rauchen (A mudanca von Erick
Ricco)
Die Filme zu den einzelnen Wettbewerben (Internationaler, Deutscher, No Budget und Kinderfilme) sind zu thematischen Blöcken zusammengefasst, etwa „Wanderers and Aliens“ oder „Quixotic“. Abwechselnd werden hektische, dann wieder ruhige, poetische Filme gezeigt, schnelle Schnitte und dann lange Aufnahmen eines einzelnen Schauplatzes. Die Veranstalter verstehen sich darauf, die Filme in Sachen Tempo und Zugänglichkeit zu mischen – Keiner würde es ertragen, einen experimentellen Streifen nach dem anderen zu sehen. Narrative Filme folgen auf Klang- und Bildexperimente.
Die Filme zu den einzelnen Wettbewerben (Internationaler, Deutscher, No Budget und Kinderfilme) sind zu thematischen Blöcken zusammengefasst, etwa „Wanderers and Aliens“ oder „Quixotic“. Abwechselnd werden hektische, dann wieder ruhige, poetische Filme gezeigt, schnelle Schnitte und dann lange Aufnahmen eines einzelnen Schauplatzes. Die Veranstalter verstehen sich darauf, die Filme in Sachen Tempo und Zugänglichkeit zu mischen – Keiner würde es ertragen, einen experimentellen Streifen nach dem anderen zu sehen. Narrative Filme folgen auf Klang- und Bildexperimente.
Ich bin begeistert. Im
Festivalzentrum „Kolbenhof“ sieht man alle Arten von
Menschen und schon als ich meine Akkreditierung abhole, werde ich von ausländischen Filmschaffenden gegrüßt, als wäre ich einer von ihnen. Das Gelände befindet sich in Bahrenfeld und besteht aus alten Lagerhallen, die für Konferenzen und Veranstaltungen genutzt werden. Überall ist es gemütlich – es gibt Sofas im Festivalzentrum und immer ist es brechend voll – hier ist der erste Anlaufpunkt, wenn man etwas trinken und über die Filme sprechen möchte.
Hin und wieder dringen seltsame Geräusche aus einer der Hallen. Oder man entdeckt ein Loch in einer Wand, hinter der sich kleine Video-Installationen befinden. Urheber dieser Kulisse sind Matthias Wermke und Mischa Leinkauf, meine persönlichen Favoriten auf dem Festival. Ihr Film Symbolic Threats ist Sieger des Deutschen Wettbewerbs und hat mich überzeugt: Er besteht aus Aufnahmen der Brooklyn Bridge, deren Türme plötzlich nicht mehr die amerikanische Flagge, sondern eine strahlend weiße Fahne zieren. Was ist das? Im Laufe des Films werden die Reaktionen der amerikanischen Regierung gezeigt, die davon ausgehen, dass Terroristen hinter dem Flaggenwechsel stecken. Dass es ein Kunstprojekt sein könnte, ahnt niemand.
Menschen und schon als ich meine Akkreditierung abhole, werde ich von ausländischen Filmschaffenden gegrüßt, als wäre ich einer von ihnen. Das Gelände befindet sich in Bahrenfeld und besteht aus alten Lagerhallen, die für Konferenzen und Veranstaltungen genutzt werden. Überall ist es gemütlich – es gibt Sofas im Festivalzentrum und immer ist es brechend voll – hier ist der erste Anlaufpunkt, wenn man etwas trinken und über die Filme sprechen möchte.
Hin und wieder dringen seltsame Geräusche aus einer der Hallen. Oder man entdeckt ein Loch in einer Wand, hinter der sich kleine Video-Installationen befinden. Urheber dieser Kulisse sind Matthias Wermke und Mischa Leinkauf, meine persönlichen Favoriten auf dem Festival. Ihr Film Symbolic Threats ist Sieger des Deutschen Wettbewerbs und hat mich überzeugt: Er besteht aus Aufnahmen der Brooklyn Bridge, deren Türme plötzlich nicht mehr die amerikanische Flagge, sondern eine strahlend weiße Fahne zieren. Was ist das? Im Laufe des Films werden die Reaktionen der amerikanischen Regierung gezeigt, die davon ausgehen, dass Terroristen hinter dem Flaggenwechsel stecken. Dass es ein Kunstprojekt sein könnte, ahnt niemand.
Diesen Film habe ich zum ersten Mal als Teil der
Open-Air-Veranstaltung A Wall is a
Screen, ein Highlight der Filmtage. Organisiert von der gleichnamigen
Gruppe laufen Filme hier nicht in Kinos, sondern draußen. Jeder Film bekommt
einen gebührenden Ort und so sehen wir etwa einen aufwühlenden Fünfminüter über
Lampedusa-Flüchtlinge, direkt an ein Denkmal am Hafen geworfen. Ein Kurzfilm mit
split screen läuft auf zwei parallel stehenden Türmen im Altonaer Donnerpark. Jede
Wand hat etwas mit dem darauflaufenden Film zu tun und die Pflanzen und Gebäude
ringsum schaffen zusätzlich Atmosphäre.
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