Montag, 6. Juli 2015

Stummtakt



 
Die Outdoor-Tanzfläche des Knust an der Feldstraße bietet einen seltsamen Anblick: Da tanzen Menschen, werfen ihre Körper herum und nicken im Takt zum Beat. Nicht besonders ungewöhnlich. Es gibt Burger und Bratwurst, Bier und Eis aus Erdbeerlimes. Nur gibt es keine Musik!

Eine gewöhnliche Party ist die „Heartphones“ nicht. Vor dem Eingang stehen aufblasbare, riesige – ja, es sind Kopfhörer. 

Erst ist das Gefühl befremdlich, von den anderen isoliert zu sein, durch diese beiden riesigen Klappen, die auf meinen Ohren liegen und mich mit Songs immer wechselnder Musikstile beschallen. Es gibt drei Kanäle – Einen ignoriere ich von Anfang an, da laufen Oldies. Ein anderer ist Indie Rock, nicht schlecht, aber nicht unbedingt zum Tanzen. 

Dann finde ich etwas auf dem gemischten Hip-Hop/Charts/Sonstige Kanal – Electroswing, ein Rhythmus, den ich nicht ignorieren kann. Ich wirbele über das Gelände und beobachte die Menschen, bin ganz in meiner Welt. Mit meinen Begleitern kommuniziere ich, wenn wir das gleiche Lied hören. Wir machen uns Zeichen, schütteln den Kopf, nicken. 

Aber auch ohne Pantomime ist es nicht schwer, die Leute auf meinem Kanal zu identifizieren. Wer sonst wirft die Hände in die Luft, wenn der DJ es ansagt? Der Beat mancher Chartsongs ist sowieso unverkennbar. Wenn ich jemanden finde, der ein unbekanntes Lied ebenso laut mitsingt wie ich, bin ich begeistert. 

Im Laufe des Abends trauen sich immer mehr Leute in die Mitte der Tanzfläche und nicken im Takt zu ihren Lieblingssongs. Es gibt diese seltsamen Momente, in denen ich hin- und herswitche, unentschlossen, und die Kopfhörer kurz absetze. Irgendwann brauche ich sie nicht mal mehr.
Bekannte Songs wie „I don't care - I love it“ oder manchen Deutschrap grölen sowieso alle mit! Es ist eine seltsame Erfahrung, aber sie lohnt sich. Kommunikation ohne Worte – nur durch den Beat!  







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